Neue Perspektiven
In manchen Momenten finden wir das Leben vielleicht besonders herausfordernd, schwieriger als sonst. Je mehr wir darüber nachdenken, desto größer wird die gefühlte Belastung.
Ein unangenehmer Anruf, den ich längst schon hätte tätigen sollen. Ein potenzieller Konflikt mit einem wichtigen Menschen, vor dem ich mich scheue. Eine große Entscheidung, die längst schon ansteht. Themen, die uns belasten und das Hier und Jetzt so schwer machen.
Etwas, das ich in so einer Situation oft mache: Ich versetze mich gedanklich in die Zukunft und schau auf die aktuelle Situation zurück. Das hat zwei Aspekte:
Zum einen relativiert sich ein Problem recht rasch, wenn man – fiktiv – ein bisschen Zeit vergehen lässt. Wie oft passiert es denn, dass wir – ganz real – auf Ereignisse zurückblicken, die aus der zeitlichen Entfernung massiv an Schrecken verloren haben.
Zum anderen kann ich in diese gedankliche Zukunftsreise Aspekte einbauen, die mich jetzt schon ermächtigen, selbstwirksam und positiv auf diese Zukunft einzuwirken. Zum Beispiel mit Fragen wie
- Was werde ich rückblickend dazu beigetragen haben, die Situation gut zu meistern?
- Welche Stärken sind mir dabei zugute gekommen?
- Auf welche Ressourcen konnte ich zurückgreifen?
Je – subjektiv – größer das aktuelle Problem, desto weiter weg in die Zukunft sollten wir uns versetzen. Beim unangenehmen Anruf genügt mir persönlich oft die Frage: „Wenn ich in ein paar Tagen zurückschaue, wie sehr wird mich das Gespräch dann noch belasten?“ Der potenzielle Konflikt wirkt vielleicht länger nach, und wenn es um eine weitreichende Entscheidung geht, hab ich mich das eine oder andere Mal quasi schon an mein Lebensende versetzt. Dabei seh ich mich im Schaukelstuhl sitzen, eine warme Decke auf den Knien, altersweise in die Vergangenheit schauen. Das erdet mich immer wieder wohltuend!