Gefühle annehmen, wie sie sind
Ist es wirklich so einfach? Macht es tatsächlich einen Unterschied im Umgang mit (negativen) Gefühlen, wenn ich sie einfach sein lasse?
Ich bin überzeugt, weil ich es immer und immer wieder selbst erlebe: Ja.
Natürlich schrei auch ich nicht laut „juhuu“, wenn es mir einmal nicht so gut geht. Wenn es mir nicht gelingt, das Positive einer Situation zu sehen. Oder besser gesagt, wenn es mir nicht rasch genug gelingt, Geduld gehört nämlich nicht zu meinen großen Tugenden (falls das eine ist :-)). Doch eines weiß ich aus Erfahrung ganz bestimmt: Sich gegen Gefühle zu wehren, macht sie nur noch stärker. Druck erzeugt Gegendruck. Will ich ein mir im Moment nicht genehmes Gefühl „wegdrücken“, muss es sich Gehör oder eben Gespür verschaffen, indem es stärker wird. Denn es hat wohl einen Grund, auf einmal aufzutauchen. (Wie eine Freundin von mir so schön sagt: „Gefühle sind wahr.“)
Sobald ich eine solche Emotion also annehmen kann, einfach sein lassen kann, verändert sich etwas. Wir wechseln von „gegeneinander“ zumindest zu „nebeneinander“, im besten Fall sogar zu „miteinander“. So ein Prozess könnte also wie folgt aussehen:
- Ich bin wütend. (totale Identifikation mit dem Gefühl der Wut)
- Ich gegen dich. (Was willst du blöde Wut eigentlich von mir?)
- Ah, die Wut ist auch da. (okay, ein Teil von mir ist offenbar wütend, soll sein)
- Liebe Wut, was möchtest du mir sagen bzw. was brauchst du gerade? (meine Wut als Lehrmeisterin, Helferin, Augenöffnerin, … beliebig fortsetzbar)
Wem das zu esoterisch oder schräg vorkommt, einfach einmal ausprobieren. Und beim nächsten Mal wieder und dann wieder. Und ganz unesoterisch schauen, ob sich etwas verändert.
Shawn Achor, Autor von „The Happiness Advantage“ weiß: „… it’s not the adversity itself, but what we do with it that determines our fate.“ In diesem Sinne, nehme ich’s besser selbst in die Hand. Der Blick in den Apfelbaum erleichtert mir das übrigens ganz erheblich.